von Gary Schunack
Berlin hat keine Küste und liegt weit entfernt vom Meer. Wir haben hier weder Leuchttürme noch Dünen, geschweige denn Salzwasser. Unser größter See – der Müggelsee – belegt gerade einmal Platz 51 im Ranking der größten Seen in Deutschland. Doch wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich an viele Badeausflüge an glasklaren Seen, an Spaziergänge auf Seepromenaden mit einer anschließenden Dampferfahrt und Kajaktouren durch malerische Flusslandschaften. Für mein Buch »Ahoi, Berlin!« bin ich ein Jahr lang auf Spurensuche gegangen, um die Stadt von ihrer Wasserseite aus zu erforschen. Entstanden ist eine Liste mit 50 Aktivitäten, die selbst mir als Ur-Berliner einen ganz neuen Blick auf die Stadt vermittelt haben.
Insel Reiswerder – Kein Strom, kein Wasser und nur eine Toilette
Willkommen auf dem schrägsten und abgelegensten Refugium Berlins! In 123 Lauben leben die Bewohner der Insel Reiswerder freiwillig ohne Strom und fließendes Wasser. Außerdem nutzen sie allesamt eine Gemeinschaftstoilette. An einem Vereinsgebäude steht in großen Lettern das Wort ≫Rathaus≪ und den Vorstand nennen alle nur Bürgermeister. Offenes Feuer, Gemüsebeete, Haustiere: Alles tabu. Auf Reiswerder hält man nichts von Schnickschnack und Verzichtbarem. Dafür steht man auf das Wohl der Natur und lässt sie vielerorts so wachsen, wie sie es für richtig hält. Das schätzen vor allem die Tiere. Waschbären, Biber und Füchse auf der Terrasse sind keine Seltenheit. Wenn der Tegeler See zugefroren ist, kommen sogar Wildschweine aus dem gegenüberliegenden Wald herüber spaziert.
Witzlebenkiez – Ein Hauch von Central-Park
Mit der reizvollen Lage zwischen Funkturm und dem Kurfürstendamm zählt der Witzlebenkiez in Charlottenburg nicht grundlos zu den teuersten Gegenden Berlins. Das Viertel ist geprägt von Boutiquen und hochpreisigen Restaurants, in denen Prominente ein- und ausgehen. Der Ruhepol im Kiez ist der Lietzensee im gleichnamigen Lietzenseepark. Der Tagesspiegel sprach dem Park sogar mal ≫einen Hauch von Central Park≪ zu. Ein Spaziergang entlang der Uferpromenade ist genau das Richtige nach einem Shoppingbummel. Wer mag, breitet seine Decke auf den Wiesen am See aus, picknickt mit der Familie und genießt dabei den Blick auf die gegenüberliegenden Altbauten. Am schönsten ist es an der herabfallenden Brunnenanlage an der Großen Kaskade. Hier kann man sich zum Plätschern des Wassers seinem neuesten Buch widmen und Kraft tanken.
GreenKayak – Umsonst paddeln für den guten Zweck
Während Plastik im Meer 50 Jahre braucht, um durch Wellen und Wind zersetzt zu werden, haben stille Gewässer keine Chance, sich selbst zu reinigen. Die Organisation GreenKayak bekämpft dieses Problem, und zwar mit unserer Hilfe. Der Deal ist so simpel wie genial: Zwei Stunden lang kann man sich kostenlos ein Kajak leihen – vorausgesetzt, man sammelt dabei Müll aus dem Wasser. Schnapp dir deine Freunde und geh auf Schrottjagd! Dabei tust du nicht nur etwas Gutes für die Umwelt, sondern bekommst gleichzeitig noch einen Blick auf Berlin, der dir zu Fuß verwehrt bleibt. Laut GreenKayak haben bereits 36.380 Freiwillige über 54.940 Kilogramm Müll aus den Gewässern gefischt! Auf der Website greenkayak.org findet man die aktuellen Standorte für Berlin.
Gary Schunack
Ahoi, Berlin
Die schönsten Ausflüge am, auf und unter Wasser
hier geht es zum Buch –>
Neueste Kommentare