Bilder von Flüchtlingen, die zum Teil unter Lebensgefahr ihren Weg zu uns nach Deutschland suchen, wühlen viele von uns auf. Die Debatten darüber, wie viele Flüchtlinge wir in Deutschland aufnehmen sollen, ob es „Obergrenzen“ geben sollte oder nicht, wie Integration gelingen kann oder ob alle Bemühungen darum ohnehin vergeblich sind, lassen niemanden von uns kalt.
Die Diskussion hat viele historische Bezüge, welche die meisten, die sie führen, gar nicht im Blick haben. Mit diesem Blog wollen wir zeigen, dass Geschichte nicht einfach trockene „Historie“ ist, sondern die Beschäftigung mit dem Vergangenen uns einen Spiegel vorhalten kann: Wir sehen uns selbst und unsere gegenwärtigen Probleme klarer, wenn wir sie mit früheren Problemen vergleichen.
Viele der Bücher und Zeitschriften, die in meinen Verlagen in den letzten Jahren erschienen sind, haben einen Bezug zur Flüchtlingsthematik.
Die Zeitschrift „Berliner Geschichte“ hat sich in ihrer zweiten Ausgabe, die im Juli 2015 erschien, dem Großen Kurfürsten gewidmet. Friedrich Wilhelm wurde unter anderem zu so einem bedeutenden Regenten Preußens, indem er hugenottische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich in sein Land holte. Die Hugenotten waren alles andere als beliebt bei den Berlinern, und doch erkannte der Kurfürst das wirtschaftliche Potenzial dieser Immigranten. Eine Erfolgsstory, würden wir heute sagen: Die Hugenotten haben in der Folge ganz wesentlich zu unserer Kultur beigetragen. Und sie hatten eine fremde Sprache (Französisch), einen fremden Glauben (reformiert), fremde Sitten und Gebräuche.
Berliner Geschichte – Der große Kurfürst
Das Buch „Grenzen“ des renommierten Politikwissenschaftlers Wilfried von Bredow hat Palmedia 2014 für den Theiss Verlag produziert. Bredow erzählt „Eine Geschichte des Zusammenlebens vom Limes bis Schengen“. Hoffen wir heute, dass „Schengen“ nicht auch bald wieder Geschichte ist! Bereits 2014 gab es Probleme mit Flüchtlingen, was wir heute gerne vergessen. Schon 2014 thematisierte Wilfried von Bredow: „Nun fragt sich, ob Europa seine ‚verbindliche Präsenz‘ wirklich an solchen Außengrenzen festzumachen versucht. Das kann nur misslingen.“ Ein überaus lesenswertes Buch zum Thema, mit einigen geradezu prophetischen Aussagen.
Wilfried von Bredow,Grenzen, Theiss Verlag
Im Elsengold Verlag erschien 2014 das Buch „Leben in West-Berlin“: 1000 Bilder, die die Vergangenheit zwischen 1945 und 1990 zeigen. Alles schon mal dagewesen: Asylbewerber vor der Ausländerbehörde (1986). Eine kurdische Familie im Obdachlosenheim am Legiendamm (1981). Eine Asylbewerberin in der zentralen Sammelstelle im Wedding (1986). Man fragt sich, was aus den abgebildeten Leuten wohl geworden ist. Viele jedenfalls sind heute aktiver Teil unserer Gesellschaft.
Günther Wessel, Leben in Ost Berlin, Elsengold Verlag
Es lohnt sich, bei der Beschäftigung mit der Gegenwart auch in die Vergangenheit zu blicken. Wir wollen Ihnen dazu Anregungen geben.
Ihr Dirk Palm
Dr. Dirk Palm, © Elsengold Verlag
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