von Bernd Siegmund
Das Oderbruch lockt mit einer unvergleichlichen Natur- und Kulturlandschaft, mit weiten Wiesen, alten Alleen und der steten Nähe zum Wasser, aber auch mit geschichtsträchtigen Orten. Egal ob Erholungssuchende, Kulturbegeisterte oder Geschichtsinteressierte, das Oderbruch hält für alle etwas bereit. Hier finden Sie drei Tipps für einen Ausflug.
Verladeturm als Feriendomizil
Es ist früh am Tag. Die Sonne steigt hoch, noch fast ohne Wärme. Die Uferbäume spiegeln sich im Fluss. Am Wasser ist es still, die Oder nimmt sich Zeit. Behäbig dreht sich der Fluss im Bett, er fließt mit Kraft, aber ohne anzugeben. Die kleine Badestelle bei Groß Neuendorf lässt er links liegen.
Der alte, arbeitslose Hafen in Groß Neuendorf ist schön. Aus dem einstigen Verladeturm wurde ein exquisites Feriendomizil über vier Etagen. Mit offenem Kamin, einem Balkon, einer Loftküche und zwei Schlafzimmern. Die sechs Etagen des Turms sind durch eine Treppe miteinander verbunden. Unter der Wohnung ist das „Turm-Café“ für jedermann, in dem man nicht nur Koffein in vielen Varianten bekommt, sondern auch Informationen über den gut 200 Jahre alten Hafen.
Auch den Gleisen der einstigen Oderbruch-Bahn stehen fünf alte Waggons. Sie wurden mit viel Liebe zum denkmalgerechten Detail saniert. Die fünf sind durchweg schlicht, aber stilvoll eingerichtet. Drei dienen als Schlafwaggons, der vierte ist ein Bar-Waggon und im fünften residiert das östlichste Theater Deutschlands, das TiB, das Theater im Bahnwaggon.
Schiffs-Fahrstuhl in Niederfinow
Das Schiffshebewerk in Niederfinow ist das bekannteste und beweglichste technische Denkmal Brandenburgs. Und, um noch ein Superlativ zu bemühen, es ist das älteste noch arbeitende technische Denkmal in Deutschland. Wobei die Betonung auf dem Wörtchen „noch“ liegt, denn der Nachfolgebau steht schon bereit.
In Kürze wird das „Neue Schiffshebewerk Niederfinow Nord“ in elegantem Beton-Design (Grau und Blau mit Gelb als Blickfang) seine Arbeit aufnehmen. Hier schon mal die neuen technischen Daten. Das neue Schiffshebewerk ist 55 m hoch, 133 m lang, 46 m breit. Der Trog ist 115 m lang, 13 m breit, 4 m tief und hat wassergefüllt ein Gewicht von 9800 t. Und die Fahrt im Fahrstuhl dauert nicht fünf, sondern nur noch drei Minuten. Geblieben ist einzig und allein die Fallhöhe zwischen oben und unten: 36 Meter. – Der alte Fahrstuhl übrigens, der noch voller Saft und Kraft ist, wird sich in Zukunft ganz dem Tourismus widmen.
Originalkulisse aus schrecklicher Zeit
Rund zwei Kilometer vom Zentrum des kleinen Dorfes Reitwein entfernt, vorbei an der Ruine der Stülerschen Kirche, weist ein unauffälliges Schild auf den Bunker hin, von dem aus Marschall Georgi Konstantinowitsch Shukow die letzte große Offensive der sowjetischen Armee am 16. April 1945 auf Berlin leitete.
Der Gefechtsstand liegt inmitten von Wald auf einer Anhöhe am stark zerklüfteten Rand der Lebuser Ebene. Hier verlief 1945 die Hauptkampflinie. Von der Anlage, die einst tief in den Berg hineinführte, sind heute noch Teile zu „bewundern“. Trotz der Originalkulisse bedarf es einer großen Portion Fantasie, sich in die damalige Lage zurückzuversetzen.
Zu Beginn der Schlacht wurden die deutschen Soldaten zwei Stunden lang per Lautsprecher aufgefordert, sich zu ergeben. Danach sprachen die Stalin-Orgeln. Drei Wochen später endete der 2. Weltkrieg in Berlin mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht.
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