125 Jahre Deutscher Marinebund
Anlässlich des Jubiläums des 1891 gegründeten Marinebundes präsentiert was-mit-geschichte.de einen Auszug aus dem Buch Deutsche Marinegeschichte. 1848 bis heute. Der Autor Dr. Jann M. Witt navigiert auf 144 Seiten hochprofessionell und reich bebildert mit Aufnahmen aus den Beständen des Deutschen Marinebundes durch die Geschichte, von der Bundesflotte von 1848 bis zur heutigen deutschen Marine.

 

Welt im Wandel – Marine im Wandel. Die Deutsche Marine 1990–2011

Mit dem Ende des Kalten Kriegs beginnt die Umstrukturierung der deutschen Streitkräfte. Gleichzeitig fordert die internationale Staatengemeinschaft von der Bundesrepublik ein verstärktes sicherheitspolitisches Engagement. Wie die gesamte Bundeswehr wird auch die Deutsche Marine verkleinert und erhält neue Aufgaben. Die Anschläge vom 11. September 2001 sind das folgenreichste weltpolitische Ereignis seit dem Ende des Kalten Kriegs. Vor dem Hintergrund einer veränderten Sicherheitslage wird die Deutsche Marine zu einer weltweit operierenden Einsatzmarine. Der Aufgabenschwerpunkt der Deutschen Marine liegt heute in der internationalen Krisenbewältigung, dem Schutz der Seewege und der Abwehr asymmetrischer Bedrohungen.

Die Marine nach der deutschen Wiedervereinigung
Am 3. Oktober 1990 erfolgt die Vereinigung der DDR mit der Bundesrepublik Deutschland durch den Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes. Angehörige, Standorte und Ausrüstung der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR werden teilweise in die Bundeswehr übernommen. 1385 Soldaten der ehemaligen Volksmarine werden in die Marine der Bundesrepublik integriert, die seit 1995 offiziell Deutsche Marine heißt.
Dagegen werden bis auf ein Küstenwachgeschwader alle Einheiten der Volksmarine außer Dienst gestellt. Lediglich zwei Schlepper und einige Wohnschiffe aus dem Bestand der ehemaligen Volksmarine werden bis heute von der Deutschen Marine verwendet.
Golfkrise und Einsatz im Persischen Golf
Nach dem irakischen Überfall auf Kuwait im August 1990 wird der Minenabwehrverband Südflanke mit fünf Minensuchbooten, zwei Versorgungsschiffen und rund 500 Marinesoldaten in das östliche Mittelmeer entsandt, um dort Präsenz zu zeigen.
Im Januar 1991 beginnt mit der Operation DESERT STORM der Angriff einer multinationalen Streitmacht unter amerikanischem Oberbefehl zur Befreiung Kuwaits. Der inzwischen durch weitere Einheiten verstärkte Minenabwehrverband Südflanke verlegt im März in den Persischen Golf und räumt bis Juli mehr als 100 Seeminen vor der kuwaitischen Küste. Dabei wird das Minenabwehrsystem TROIKA erstmals unter realen Bedingungen eingesetzt. Insgesamt nehmen 2670 deutsche Soldaten an dem Einsatz teil.
Das Ende des Kalten Kriegs
Am 1. Juli 1991 wird der sowjetisch dominierte Warschauer Pakt aufgelöst. Damit ist der sogenannte Kalte Krieg beendet. Gleichwohl bleibt die Landes- und Bündnisverteidigung zunächst die Hauptaufgabe der Marine. Zu diesem Zeitpunkt hat diese eine Personalstärke von rund 30 000 Mann.
Angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen beginnt ein langwieriger Umstrukturierungsprozess der deutschen Streitkräfte.
Bis 1994 wird die Personalstärke der Bundeswehr um 45 Prozent verringert. Im Zuge der Truppenreduzierung wird auch der Umfang der Marine bis zum Jahr 2000 auf 27 000 Mann verringert sowie der Bestand an Schiffen und Waffensystemen verkleinert. Parallel dazu wird mit den Projekten Fregatte 124 und U-Boot Klasse 212A die Modernisierung der Flotte vorangetrieben.
Am 1. Oktober 1991 werden die Kampfschwimmer- und die Minentaucherkompanie zur sogenannten Waffentauchergruppe zusammengelegt.

Von 1993 bis 1996 sind deutsche Kriegsschiffe an der Operation SHARP GUARD beteiligt, der Überwachung des Embargos gegen Serbien und Montenegro in der Adria. © Deutscher Marinebund, Laboe

Von 1993 bis 1996 sind deutsche Kriegsschiffe an der Operation SHARP GUARD beteiligt, der Überwachung des Embargos gegen Serbien und Montenegro in der Adria. © Deutscher Marinebund, Laboe

Der Adriaeinsatz SHARP GUARD
1991 zerfällt Jugoslawien in mehrere Einzelstaaten, was zu ethnischen Konflikten und mehreren blutigen Bürgerkriegen führt.
1992 beschließt die Bundesregierung die Beteiligung der Deutschen Marine an der Durchsetzung des UN-Embargos gegen Rest-Jugoslawien im Rahmen der NATO-Operation MARITIME GUARD. Ab Juli 1994 setzen deutsche Zerstörer und Fregatten im Rahmen der Operation SHARP GUARD in der Adria das Embargo gegen Serbien und Montenegro durch.
Von 1995 bis 1996 unternehmen zudem Seefernaufklärer vom Typ BREGUET ATLANTIC im Rahmen der unter NATO-Kommando stehenden, multinationalen Friedenstruppe IFOR (International Peace Implementation Force) Aufklärungsflüge über der Adria. Zugleich entsendet die Marine einen Minenabwehr- und einen Schnellbootverband in die Adria. Am 21. Juli 1996 endet der vierjährige Embargo-Überwachungseinsatz deutscher Kriegsschiffe in der Adria.
Die Marinefliegergeschwader
1993 wird das in Jagel beheimatete Marinefliegergeschwader 1 als Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ in die Luftwaffe überführt. 2005 wird auch das Marinefliegergeschwader 2 in Tarp/Eggebek aufgelöst und die Jagdbomber vom Typ TORNADO an die Luftwaffe übergeben, die damit die Fähigkeit zum Luftkrieg über See übernimmt.
Partnerschaft für den Frieden
Im Januar 1994 beschließt die NATO auf einem Gipfeltreffen in Brüssel das Programm „Partnerschaft für den Frieden“, um die Zusammenarbeit mit den Staaten des ehemaligen Ostblocks zu stärken. Die erste Übung BALTIC ENDEAVOUR, an der deutsche, dänische und polnische Seestreitkräfte beteiligt sind, beginnt im September.
Einsatz in Somalia
Im Februar 1994 erfolgt mit den Fregatten KARLSRUHE und KÖLN, dem Tanker SPESSART und dem Versorger NIENBURG die Verlegung des 1993 zu einem humanitären Hilfseinsatz in das vom Bürgerkrieg zerstörte Somalia entsandten, deutschen Heereskontingents von Mogadischu nach Mombasa. Seit dem Einsatz in Somalia werden die Operationen der Marine aus dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam geführt.
Auslandseinsätze der Bundeswehr
Im Juli 1994 stellt das Bundesverfassungsgericht fest, dass sowohl friedenserhaltende als auch friedenschaffende Auslandseinsätze der Bundeswehr mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Erforderlich dafür ist die vorherige Zustimmung des Bundestages mit einfacher Mehrheit.
Im Oktober 1994 wird die Schnellbootflottille von Flensburg nach Warnemünde verlegt.
Minenräumen in der Ostsee
1996 finden die ersten Minenräumoperationen BALTIC SWEEP und OPEN SPIRIT vor den Küsten der baltischen Staaten statt. Bei den bis heute jährlich stattfindenden multinationalen Übungen werden militärische Altlasten aus der Zeit der beiden Weltkriege und der Sowjetunion beseitigt.
Der Hilfseinsatz an der Oder und Flugzeugabsturz vor Namibia
Im Juni 1997 leistet die Bundeswehr Hilfe bei der Bekämpfung des Oderhochwassers, wobei auch Marinesoldaten eingesetzt werden. Am 12. Juni gehen die Flottille der Minenstreitkräfte und die polnische 8. Küstenschutzflottille eine Patenschaft ein.
Am 13. September 1997 kommt es vor der Küste Namibias zur Kollision einer Tupolew Tu-154 der Deutschen Luftwaffe mit einer Lockheed C-141 Starlifter der US-Luftwaffe; alle 24 Menschen an Bord der Tupolew, darunter zwölf Marinesoldaten, und alle neun Besatzungsmitglieder der Starlifter sterben.
Im Dezember 1997 wird das Marineamt von Wilhelmshaven nach Rostock verlegt.
Einsatzgruppenversorger
Mit dem Einsatzgruppenversorger BERLIN wird am 11. April 2001 das größte Schiff der Deutschen Marine in Dienst gestellt; im August 2002 folgt die Indienststellung des zweiten Einsatzgruppenversorgers FRANKFURT AM MAIN. Die beiden Schiffe sind speziell für die veränderten Anforderungen der Marine entworfen und können weltweit operieren. Im September 2013 wird mit der BONN der dritte Einsatzgruppenversorger der Deutschen Marine in Dienst gestellt.
Im Zuge der Kommando-Neuorganisation der Marine wird im September 2001 das Marineunterstützungskommando in Wilhelmshaven aufgelöst.
Die Typstützpunkte
1998 werden die schwimmenden und fliegenden Einheiten der Deutschen Marine in sogenannten Typstützpunkten zusammengefasst. Sie besteht nun aus der Zerstörerflottille mit Sitz in Wilhelmshaven, der Schnellbootflottille in Warnemünde, der U-Boot-Flottille in Eckernförde, der Flottille der Minenstreitkräfte in Olpenitz sowie der Flottille der Marineflieger mit Stützpunkten in Nordholz, Tarp/Eggebek und Kiel/Holtenau.
Erste NATO-Osterweiterung
Im März 1999 werden Polen, Ungarn und die Tschechische Republik Mitglied der NATO. Deutsche See- und Luftstreitkräfte nehmen im Frühjahr 1999 an den alliierten Operationen gegen Serbien im Kosovo-Krieg teil. Es kommt zum ersten Kampfeinsatz von Bundeswehrsoldaten. Bis heute sind deutsche Soldaten im Rahmen von friedenserhaltenden Maßnahmen im ehemaligen Jugoslawien im Einsatz.
Frauen in der Bundeswehr
Nachdem Frauen bereits seit 1975 im Sanitäts- und Militärmusikdienst dienen konnten, sind aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs seit dem 1. Januar 2001 alle Laufbahnen und Tätigkeiten in der Bundeswehr auch für Frauen zugänglich.
Mit der Verlegung der Lehrgruppe Elektronik 2001 wird die Marinetechnikschule in Parow die größte Schule der Marine. Bis 2006 werden die ehemals 15 Schulen der Marine auf vier reduziert.

 

Hier endet die Leseprobe.
Das Buch
 Deutsche Marinegeschichte. 1848 bis heute, Palm Verlag, 144 Seiten, rund 100 Abbildungen, € 14,95 (D) können Sie über jede Buchhandlung oder den Onlinehandel beziehen.
Beitragsbild oben: Soldatin am Peilidiopter, © Deutscher Marinebund, Laboe

Dr. Jann M. Witt ist der Historiker des Deutschen Marinebunds in Laboe. Er hat zahlreiche Bücher zur Geschichte der Seefahrt veröffentlicht. Ebenfalls im Palm Verlag erschienen ist das zweisprachige Buch Scarborough Bombardment. Der Angriff der deutschen Hochseeflotte auf Scarborough, Whitby und Hartlepool am 16. Dezember 1914.

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