Eines der beeindruckendsten deutschen Geschichtsmuseen ist das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden. Selbst wenn Sie sich sonst nicht für Soldaten und Kriege interessieren: Ein Besuch an der Stauffenbergallee in Dresdener Norden lohnt auf jeden Fall!

Das Besondere an diesem Museum ist die kluge Auswahl von Exponaten. Wenn man einen großen Zeitraum erzählen will – in Dresden sind es sieben Jahrhunderte –, kann man immer nur exemplarisch vorgehen. So machen wir es ja auch mit unseren Büchern. Ein illustriertes Sachbuch, das die ganze Antike auf 160 Seiten beschreiben will, tut genau dies: Exemplarisch vorgehen, sprechende Details herausgreifen.

Ein Beispiel aus Dresden hat mich besonders beeindruckt: In dem Ausstellungsteil über die Napoleonischen Kriege befindet sich in einer der Vitrinen eine zu öffnende Tür. Auf der Tür ist ein Schuh abgebildet. „Was sagt mir das?“, fragt sich der Besucher. Aber neugierig öffnet er den Schrank. Drinnen sieht er ein paar einfache Schuhe, die er auch aus dem Schrank herausnehmen kann. Holzsohlen, mit Nägeln versehen, einen metallbeschlagenen Absatz, innen immerhin ledergefüttert, nach außen keinerlei Verzierungen oder dergleichen.

Der napoleonische Einheitsschuh © Dirk Palm

Der napoleonische Einheitsschuh © Dirk Palm

Der erklärende Text sagt: Mit diesen Schuhen sind die Soldaten Napoleons auf den Russlandfeldzug gegangen. Tausende von Kilometern haben die Fußsoldaten in solchen Schuhen zurückgelegt. Und: Es gab sie nur in einer Größe! Warum das? Wenn ein Schuh verloren ging, war leicht Ersatz zu beschaffen. Die Armee musste nicht verschiedene Größen vorhalten. Und: Linke und rechte Schuhe waren absolut gleich! Das bedeutet: Maximale logistische Vereinfachung bei vermutlich maximalen Fußschmerzen für die Soldaten.

So funktioniert Geschichte im Museum und auch Geschichte in illustrierten Büchern: Man greift ein Detail heraus, das so sprechend ist, dass man sich selbst in die beschriebene Zeit hineinversetzen kann. Wir stellen uns vor, wie es wohl gewesen sein mag, mit Holzschuhen, die „über einen Leisten geschlagen“ wurden, 3000 Kilometer zurückzulegen. Wie hat es sich wohl gekämpft in solchen Schuhen? Wie hat man sich am Abend gefühlt, nachdem man 30 Kilometer Fußmarsch mit vollem Gepäck zurückgelegt hat?

Diese Schuhe sagen mehr über die Napoleonischen Kriege aus der Sicht einfacher Soldaten als viele lange Texte. Die historischen Grundinformationen müssen natürlich ebenfalls aufgeführt werden, aber ohne diese Verortung der Geschichte im Leben der Protagonisten ist keine Identifikation von uns heutigen Menschen mit der Vergangenheit möglich. Diese Verortung macht Geschichte lebendig – in guten Museen und in guten Büchern.

 

Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Olbrichtplatz 2
01099 Dresden

Täglich 10 bis 18 Uhr
Montags 10 bis 21 Uhr
Mittwochs ist das Museum geschlossen.

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