Vom Besprechungszimmer unseres Büros blicken wir hinunter auf den Asternplatz, seine Bäume, Grünflächen und Bänke. Schön, aber eher unscheinbar. Und doch ein historisches Terrain: Gleich um die Ecke, in der Hortensienstraße 50, wohnte Peter Graf Yorck von Wartenburg, einer der führenden Köpfe des deutschen Widerstandes gegen Hitler. Der aus Schlesien stammende Jurist Yorck von Wartenburg war in Berlin als Verwaltungsbeamter tätig. Er schaffte es, einen großen Kreis von Personen um sich zu scharen, die in zahlreichen Treffen, vor allem in den Jahren 1943 und 1944, über die Ordnung Deutschlands nach Hitler nachdachten.
Der wichtigste der Freunde Yorcks war Helmuth James Graf von Moltke, ebenso gehörten dazu der spätere Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier und Generaloberst Ludwig Beck. Beck wohnte nicht weit entfernt in der Goethestraße 24.

Nach links, jenseits der Straße Unter den Eichen, zweigt die Limonenstraße vom Asternplatz ab. In der Nummer 26 wohnte Jens Peter Jessen, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Berliner Universität. Bei ihm trafen sich die Verschwörer am Vorabend des Attentats vom 20. Juli 1944 ein letztes Mal. Kurz nach dem Attentat wurde Jessen verhaftet und bald darauf hingerichtet.

In der Hortensienstraße 50 herrschte ein reges Kommen und Gehen. Wir stellen uns vor, wie die Widerständler mit der S-Bahn anreisten und am Botanischen Garten ausstiegen. Heute sieht es dort so aus wie vor 70 Jahren. Wie oft mag der damalige Oberkonsistorialrat Eugen Gerstenmaier über den heute nach ihm benannten Platz gegangen sein? Wie oft brachte er neue Überlegungen, Denkschriften, Diskussionsbeiträge mit? Wie viele Nächte wurde in der Hortensienstraße oder auch auf dem schlesischen Gut Kreisau, wo Moltke zu Hause war, durchgearbeitet? Die häufigen, fast täglichen Treffen von Juristen, Volkswirten, Verwaltungsfachleuten drehten sich detailliert darum, wie Deutschland zu organisieren sei. Es gab hier sehr unterschiedliche Vorstellungen: Manche wären mit unserem heutigen politischen System nicht vereinbar, andere erscheinen wie eine Blaupause für das, was fünf Jahre später im Westen Deutschlands begonnen wurde.

Wie haben die vielen Beteiligten die Diskussionen auf diesem hohen wissenschaftlichen Niveau nur zeitlich führen können? Alle waren ja berufstätig, und nichts durfte nach außen dringen! Welchen Mut mussten alle aufbringen, die mitmachten? Die meisten der Beteiligten bezahlten ihren Widerstand mit ihrem Leben. Am 8. August 1944 starb Yorck, am 23. Januar 1945 dann Moltke am Galgen in Plötzensee.

Wir stellen uns vor, wie Yorck und Moltke in einer Gesprächspause über den Asternplatz gingen und sich auf eine Bank setzten. Vielleicht sahen sie Unter den Eichen Offiziere in schwarzen Uniformen auf dem Weg nach Hause – keine 200 Meter entfernt in Richtung Steglitz befand sich das Wirtschafts- und Verwaltungsamt der SS, und viele Wohnungen von SS-Angehörigen befanden sich in der anderen Richtung, jenseits der Drakestraße. Am Asternplatz blickten die Männer des Widerstands auf das sie umgebende System und planten ein neues.

Hier also befindet sich der Elsengold Verlag.

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